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Sicherheitssimulation


Profitisierung der Polizei

Am 10.07.96 hat sich der Alterspräsident des Chaos Computer Club beim Bundeskriminalamt gemeldet und die Unterlagen einer öffentlichen Ausschreibung für ein Forschungsprojekt angefordert (und bis heute nicht erhalten). Das Thema der empirisch-kriminologischen Analyse:

"Möglichkeiten der Privatisierung von Aufgabenfeldem der Polizei mit Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung".

Der Impuls, beim BKA ein Angebot abzugeben für eine Studie, geht aus von der Gruppe um den CCC, die vor 11 Jahren eine Studie für den deutschen Bundestag über Computereinsatz durchführte. Immerhin hat diese Studie bei den Bonner Grünen bewirkt, daß sie 10 Jahre später nicht mehr grundsätzlich GEGEN Computer waren (es könnte aber auch an anderen Faktoren gelegen haben, meint der Sätzer). Es bleibt zu hoffen, daß eine weitere Studie bei den Wiesbadener Grünen bewirkt, daß sie schneller als in zehn Jahren nicht alle Polizisten durch Computer ersetzen wollen.

Da zu befürchten ist, daß das BKA den Projektentwurf des CCC-Umfeldes ablehnen wird, aber diese Studie nicht nur für das deutsche Volk wichtig ist, werden einerseits schon jetzt Sponsoren für diese Studie gesucht und andererseits Mitarbeiter.

Schon vor Beginn der Studienarbeit können absehbare Ergebnisse berichtet werden:

 - Die Privatisierung von Arbeitsbereichen führt schon jetzt zu einer schleichenden Profitisierung. So werden zunehmend Radarfallen nicht an Unfallschwerpunkten, sondern an Einnahmeschwerpunkten aufgestellt
 - Der Ersatz von Polizisten durch Computer führt zu Besonderheiten, wie sie SPIEGEL 30/96 auf S. 47 am Beispiel Voice-Mail in der New Yorker Westside beschreibt. Dort wollte eine Anruferin telefonisch einen blutigen Überfall melden.

"Originalton: >Sie haben die 24. Wache erreicht. Wenn Sie von einem Tastentelefon anrufen, drücken Sie bitte 1. Andere Anrufer bleiben bitte in der Leitung.
(Anrufer drückt die 1)
Wenn Sie anrufen, um über ein gerade stattfindendes Verbrechen oder einen Notfall zu berichten, drücken Sie die 1. Sie werden dann mit dem Notruf 911 verbunden. Wenn Sie nicht über einen Notruf, sondern beispielsweise über eine Lärmbeschwerde sprechen wollen, drücken Sie jetzt die Null. Wenn Sie die Beschwerdestellefür Verkehrsunfälle erreichen wollen, drücken Sie die 2. Um einen Streifenbeamten zu erreichen, drücken Sie die 3. Für eine kommunale Auskunftsstelle drücken Sie die 4. Um einen Polizeibeamten zu erreichen, drücken Sie die 5. Für alle anderen polizeilichen Angelegenheiten drücken Sie die Null oder bleiben Sie einfach in der Leitung.<"

Dann wird diese gesamte Ansage, immerhin über eine Minute lang, wiederholt, Schließlich sagt die Stimme aus der Box:

">Tut mir leid, dieser Anschluß antwortet nicht. Wir bedauern, daß Sie Schwierigkeiten haben. Bitte versuchen Sie es später noch ein mal. Goodbye.<"

 Soweit der SPIEGEL und das ist ebensowenig Satire wie die BKA-Studie.

Verräterisch ist im Titel ein Begriff, der das Anliegen auf den Punkt bringt: Sicherheits-G e f ü h 1, also etwas rein subjektives. Auch dieser Aufruf zur Mitarbeit ist bitter und ernst. Die Kooperation beginnt sofort über den eMail-Verteiler mit der Adresse bka@ccc.de

Wau Holland
 

 

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